Alternative Heilmethoden

Mistel, Johanniskraut & Co. – sinnvoll bei Krebs?

02.08.2012, 11:31

Mehr als die Hälfte aller Betroffenen greifen im Verlauf der Therapie auf Komplementärverfahren zurück. Das jetzt gestartete „Kompetenznetz Komplementärmedizin in der Onkologie“, kurz „KOKON“, welches von der Deutschen Krebshilfe in den nächsten 3 Jahren gefördert wird, basiert auf dem Zusammenschluss mehrerer Kliniken und Forschungsinstitutionen. Es hat das Ziel, verlässliche und wissenschaftlich ausgewertete Informationen für Patienten und alle in der Onkologie beschäftigten Berufsgruppen bereitzustellen.

In der häufig lebensbedrohlichen Situation einer Krebserkrankung wollen viele Betroffene nichts unversucht lassen. Neben der schulmedizinischen Behandlung suchen viele Krebspatienten nach alternativen und komplementären Therapieformen. „Dabei stoßen sie auf ein schier endloses Angebot an Methoden und Heilmitteln, Philosophien und Ratschlägen“, erklärt Dr. Markus Horneber vom Zentrum für Onkologie und Hämatologie am Klinikum Nürnberg, Neben einer Vielzahl an pflanzlichen Präparaten werden auch Nahrungsergänzungsmittel, spezielle Entspannungstechniken und körperliches Training sowie Methoden aus der traditionellen chinesischen Medizin angeboten. „Es ist schwer, sich in dieser Informationsvielfalt zurechtzufinden. Nicht nur für Patienten, sondern auch für Ärzte und Pflegekräfte“, so Horneber, Sprecher des wissenschaftlichen Verbundprojektes. Auch qualitativ decken Komplementärverfahren eine große Bandbreite ab: „Von seriösen Methoden bis hin zu gefährlichem Pfusch ist alles möglich“, so Horneber weiter. Auch das am harmlosesten erscheinende Präparat könne beispielsweise die Wirkung einer Chemotherapie stören.

Ziel des Projektes ist es, das Wissen über alternative Methoden in der Krebstherapie zu sammeln und wissenschaftlich zu bewerten. Dazu werden zunächst Krebspatienten und im Gesundheitswesen Tätige zu ihren Informationsbedürfnissen befragt. Diese Erkenntnisse sollen zukünftig in Form einer allgemein zugänglichen Informationsplattform verfügbar sein. Zudem wollen die Experten ein Netzwerk von Beratungsstellen einrichten, an die sich Interessierte wenden können. Fort- und Weiterbildungsangebote für Ärzte und Pflegekräfte runden das Programm ab.

„Uns geht es vor allem darum, dieses Feld der Patientenversorgung zu professionalisieren“, erläutert Horneber. „Bei vielen Betroffenen ist es zudem nicht notwendig, zu fragen, welche Therapie in Frage kommt, sondern ob es überhaupt sinnvoll ist, auf komplementäre Verfahren zurückzugreifen.“ Generell gilt: Komplementärmedizinische Methoden sollten immer nur ergänzend zu einer professionellen onkologischen Behandlung durch Fachärzte angewendet werden. Sie können aber die Nebenwirkungen der belastenden Therapie lindern und Hilfen für die Auseinandersetzung mit der Krankheit bieten.

Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Krebshilfe vom 2. August 2012 / Bild: © Günter Havlena/pixelio.de

 

Zurück